Gedichte    von Ekkehard Golf




Begrüßerl


Seid gegrüßt! Ich lad euch herzlich
ein zu manch gereimtem Scherzl. Ich
hab euch gleich mal dies Gedicht ge-
macht und hoffe, daß man richt’ge
Verse, wie sie ich verwende,
auch erkennt als solche, denn De-
utschland braucht mal wieder einen
echten Dichter, wie ich meine. N-
icht so jemand, der die Worte
hinsetzt, ohne daß die Worte
sich so richtig reimten, oder
plötzlich labert von ‘Geloder’,
nur damit’s am Ende paßte,
oder der ne Zeile einfach etwas länger faßte,
oder ’n Vers’schmied, d’r haufenweis’ tät’
d’ Hochstrich’ einbau’n, daß’s d’r d’ Zung’ z’rreiß’ tät’!

Ich
für mich
mach sowas nich,
viel Spaß nun (hoffentlich).
Fertich.



Meister Müllers vergebliche Selbstmordversuche


Meister Müller sagte sich:
„Das Leben ist doch jämmerlich.
Tagaus, tagein, da quäl ich mich,
so wähle nun den Freitod ich.“

„Mach sogleich es“, dachte er,
und griff nach seinem Jagdgewehr,
nur das tat keinen Dienst ihm mehr, 
denn der Patronenschacht war leer.

„Aber“, rief der gute Mann,
„da stell ichs eben anders an.
Ich schwimm ins Meer, so weit ich kann,
und irgendwann ersauf ich dann.“

Doch als er hinausgeschwommen,
ist ein Boot mit einem frommen
Fischersmann vorbeigekommen
und hat ihn an Bord genommen.

Nächsten Tags dacht er, es glücke,
wenn er spränge von der Brücke,
daß es unten ihn erdrücke
oder riß in tausend Stücke.

So tat er hinunterspringen,
doch es sollte nicht gelingen,
weil da unten Zweige hingen,
die ihn sanft und heile fingen.

Daraufhin ging seine Reise
zu den Schienen, wo er leise
niederlag, nur dummerweise
war es eins der toten Gleise.

Da ihm träumte, daß ein Stein,
vom Umfang größer als ein Schwein,
aus heit’rem Himmel fiel herein
und schlüg ihm seine Birne ein.

Dann hat er vor Wut geschäumt,
als er bemerkte, daß er träumt,
denn so, das hat er eingeräumt,
er seinen Freitod nur versäumt.

Bald kam ihm auf Haustürs Schwelle
die Idee, die or’ginelle:
„Ich vergift mich, das wirkt schnelle
und dann sterb ich auf der Stelle.“

Doch als er das Gift geschluckt,
hat gleich sein Magen aufgemuckt,
und eh er sich hat umgeguckt,
hats Zeug er wieder ausgespuckt.

„Also“, sagte sein Verstand,
„erwürgst du dich mit eigner Hand.“
Nur als dem Arm die Kraft entschwand,
wars wieder nichts, wie er befand.

Da hat er sich nach Alleen
mit seinem Auto umgesehn,
doch grade fündig, ist’s geschehn,
ermangels Kraftstoff blieb er stehn.

Dachte dann: „Ich mache eine
Fallschirmprüfung, nur zum Scheine,
zieh dann einfach nicht die Leine
und der Aufprall tut das Seine.“

Doch vorm auf den Boden knallen,
galts die Theorie zu schnallen.
Und als einziger von allen
ist er leider durchgefallen.

Fragte dann voll Zuversicht:
„Was müßte denn ein Bösewicht
verbrechen, wenn er wär erpicht
auf Todesstrafe durchs Gericht?“

Doch da sagte man ihm schlicht,
er sei zum einen nicht ganz dicht,
und zweitens, was man auch verbricht,
die Todesstrafe kriegt man nicht.

Das ist jetzt die Stelle, wo
man nicht mehr leben will und so.
Nur Meister Müller sagt sich: „Oh,
da werd ich eben lebensfroh!“

Nun, an wem die Frage nagt,
wie lang er so sich wohl noch plagt,
ich hab die Seherin gefragt
und die hat ‘hundert Jahr’ gesagt.



Professor Neunmalklugs Aufklärungsvorlesung


So, ich bitte, daß man jetzt
sich leis verhält und niedersetzt,
daß ich beginnen kann zu lehren,
wie die Menschen sich vermehren.

Also, hierzu braucht genau
es einen Mann und eine Frau,
die beide reif und nicht zu alt,
zum Kinderkriegen richtig halt.

Die Geschlechtsorgane beider
müssen frei sein ihrer Kleider,
dann steckt er bei ihr sein Glied
hinein, bis man es nicht mehr sieht.

Nun folgt eine Prozedur,
die ‘Sex’ man nennt, da müssen nur
sich reiben die zwei Gegenteile
aneinander eine Weile.

Wer von Ihnen, also wer
Erfahrung mit Geschlechtsverkehr,
der weiß, durchs Glied nun Samen fließt,
der in der Scheide sich ergießt.

Wandert dort so einen Gang
bis zu des Fräuleins Ei entlang,
wo sie verschmelzen und hiernach flugs
wird daraus gewünschter Nachwuchs.

Schon am Ende wär ich nun,
doch dabei laß ichs nicht beruhn,
weil viele Fragen offen sind,
die ich noch stellen will geschwind.

Anfangs hatte ich erklärt,
daß stets ein Paar beim Sex verkehrt.
Doch fragt sich, warum grade zwei,
warum nicht einer oder drei?

Diese Antwort fällt nicht schwer,
denn wenn beim Sex nur einer wär,
so hätt zwangsläufig dieser schlicht
von Ei und Samen eines nicht.

Drei dagegen wärn zu viel,
denn einten sich beim Liebesspiel
dann zwei der Schamteile, wär ja
fürs dritte kein so’n Teil mehr da.

Möchte weiterhin im Falle,
daß sie gleichgeschlechtlich alle,
rasch betonen, daß man dann
natürlich kein Kind zeugen kann.

Das gilt auch von Dreiergruppen
hin zu ganzen Heerestruppen,
fehlte was von Ei und Samen,
wars noch nie, daß Kinder kamen.

Weiter sprach ich an, daß beide
ohne Hos und ohne Kleide
sollten sein, am besten nackt,
so lange wie der Zeugungsakt.

Sicher reichte es auch aus,
käms Glied zum Hosenschlitz heraus,
und wenn die Frau ihr Kleidchen höbe
und das Höschen leicht verschöbe.

Aber, das ist unbequem
und die Erfahrung zeigt zudem,
daß man den Akt im solchen Zustand
hinterher meist eher ‘puh’ fand.

Überdies und sogesehn
kann man durch Sex beim Schlafengehn
die Aus- und Anziehmüh vermeiden,
da man eh sich muß entkleiden.

Weiter ist das Sexerlebnis,
so der Wissenschaft Ergebnis,
nur vergönnt der Mittelschicht
und Kind wie Greis ist es das nicht.

Wohl die beiden wären froh,
wenns möglich wär, doch ist es so,
der eine kanns noch nicht so sehr
und jener andre kanns nicht mehr.

Und warum hat die Natur
es derart eingerichtet nur?
Weil eig’ne Kinder man am Schluß
auch zwanzig Jahre großziehn muß!

Wer so lange nicht mehr kann,
kriegt demnach keine Kinder dann,
genau wie der, der Kind noch ist,
und selbst noch ‘in die Hose pißt’.

Außerdem die Frage bleibt,
wie man exakt den Sex betreibt,
einjedem, dem das völlig neu,
erklär ichs nun detailgetreu:

Oft schon liefs zum Anfang so,
da fand des Pärchens Romeo
bei seiner Julia nicht die rechte
Körperöffnung am Geschlechte.

Und das ist auch wahrlich schwer,
denn bei der Frau ist, bitte sehr,
die Zahl an Löchern ganz schön groß
und tauglich aber eines bloß.

Früh schon fand die Forschung raus,
es schließen drei der vier sich aus,
so kanns das vorderste nicht sein,
denn das ist für das Glied zu klein.

Auch wir zweckentfremden nicht
das erste von der Rückansicht,
schon groß genug wär dieses zwar,
doch ist es nur als Ausgang da.

Im Gesicht, da gäb es noch
den Mund, der zwar ein Eingangsloch,
doch bei der Einfuhr man beschränke
sich auf Speisen und Getränke.

So kam man nach reichlich Ausschuß,
folgend dem Prinzip vom Ausschluß,
zur Erkenntnis, es wär keines
recht geeignet, bis auf eines.

Was für eine Schwergeburt...,
nun denn, beim Manne aber wurd
recht bald schon festgestellt, daß er
nur einen Penis hat, nicht mehr.

Jetzt vereint man beide Teile
konsequent, doch ohne Eile,
denn der Sex ist ja kein Sport
mit Siegerkranz und Weltrekord.

Was nun kommt, das scheint fürwahr
zunächst noch etwas sonderbar:
Kaum drinnen, nimmt der Mann Reißaus
und zieht den Penis wieder raus.

Nur, um daraufhin erneut
das Glied, als wär er grad zerstreut,
hineinzuführn zum alten Ort
und das so weiter und so fort.

Aber, sage unbedacht
man nicht zu einem, der das macht,
es könne dieses ‘Raus und Rein’
nicht sonderlich vernünftig sein.

Denn, was Sie vielleicht noch nicht
so wissen können, es verspricht
nach einer Weile, Herr Student,
ein wunderbares Glücksmoment.

Und die Lust, die es erweckt,
ist, was beim Sex dahintersteckt,
ja es alleine kann und muß
der Grund sein für den Sexgenuß!

Denn, wir halten fest, bisher
war nicht zu sehen, warum wer
ein Sexbestreben haben sollte,
der Vergnügen haben wollte.

Erst die Mühe für den Mann,
wenn er das Loch nicht finden kann.
Und dann die Frau, die untendrunter
schwere Last erträgt mitunter.

Das Gezappel bei der Liebe,
pausenlos das Rumgeschiebe,
das Gestöhne, alles das
sieht mehr nach Arbeit aus denn Spaß.

Und daß man mir nicht vergesse,
nach dem ganzen Beischlafstresse
kommt ein Kindlein auf die Welt,
was manchem gar nicht recht gefällt.

Denn, hierzu weiß ich zu sagen,
Kinder sind oft reinste Plagen,
rennen rum und lärmen laut
und rasch ist alles eingesaut.

Fazit: Stets den Sex begleiten
gute wie auch schlechte Seiten,
nur scheint auf der Hand zu liegen,
daß die schlechten überwiegen.

Hat es folglich keinen Wert,
wenn Paar für Paar geschlechtsverkehrt?
Ja, irrt die Welt, wenn man besieht,
wie oft das mit dem Sex geschieht?

Da befragte ich erneut
die Forschung und ich war erfreut,
zu hören, daß zur Gänze man
dem ersten Anschein trauen kann:

„Zwar kommt dir das Glück sogleich
und ist erst später folgenreich,
doch wenn man weitsichtig genug,
erkennt man, Sex ist gar nicht klug.“

Auch die Forschung also rät,
daß man es besser nicht tun tät.
Vernünftig wär zu jeder Zeit
nur völlige Enthaltsamkeit.

Wie erklärt sich’s aber nun,
daß Menschen ganz was andres tun,
wenn doch die Forschung unentwegt
die Keuschheit ihnen nahelegt?

Und das ist kein Einzelfall,
man kann fast sagen, überall
ist es so gang und gäbe, daß
man Kinder kriegt ohn’ Unterlaß.

Da ist selbst die Wissenschaft
am End’ mit der Erklärungskraft,
anscheinend schaltet unsre Liebe
aus den Geist und an die Triebe.

Eine Gier wohnt uns dann inne,
welche trübet alle Sinne,
und, wir können nach Erwachen
nichts mehr ungeschehen machen.

Das scheint wohl der Menschen Los,
der Grips ist klein, die Lust ist groß,
und wenn wir nicht gestorben sind, da
kriegen wir noch heute Kinder.



Die Taube


Einmal hatte ich ne Taube
sitzen in der Gartenlaube.

Als ich sie gesehen hatte,
kleckste sie grad auf ne Matte.

Drum mit einem mords Getöse
wurd ich augenblicklich böse:

„He, du Taube“, rief ich gelle,
„scher dich weg da, und zwar schnelle!“

Doch sie ließ sich gar nicht stören,
so, als tät sie mich nicht hören.

Was ich ihr jedoch vollkommen
ohne Zweifel abgenommen.

Denn die in der Gartenlaube
war ja schließlich eine Taube.



Des Rauchens Vorzug


Täglich ist es, daß aufs neue
ich des Tabaks mich erfreue,
dies, weil Rauchen eben schmeckt
und somit Wohlbehagen weckt.

Tiefe Zigarettenzüge
reichen allzeit zur Genüge,
daß es mich so glücklich macht,
daß mir mein Herz vor Freude lacht.

Drum ich gönne dieses Gute
mir zu jedweder Minute,
was denn heißt, daß ich mithin
der Kettenraucher einer bin.

Morgens schon und noch im Bette
brennt die erste Zigarette,
je die nächste zünde dann
an der vorherigen ich an.

So hält freilich eine Stange
Zigaretten nicht sehr lange,
in der Frühe losgeraucht,
ist sie bis abends aufgebraucht.

Und was immer ich auch tue,
ob ich schufte oder ruhe,
nie und nimmer es geschieht,
daß ohne Kippe man mich sieht.

And’rerseits, wer raucht so reichlich,
muß dann auch und unausweichlich,
ab der Zeit, da es beginnt,
die Folgen tragen, die da sind.

Mancher tät sie gern verschweigen,
ich jedoch will ehrlich zeigen,
was aus allgemeiner Sicht
der Raucherei entgegenspricht.

Nun, zunächst sind ungeheuer
solche Zigaretten teuer,
daß man fast von früh bis spät
nur für das Rauchen schaffen geht.

Außerdem muß man bisweilen
ein paar Stück auch mal verteilen,
denn zu schnorren, oft und gern,
liegt andren Rauchern selten fern.

Doch nicht nur das Finanzielle
ist des Mißmuts eine Quelle,
stets ist unverhinderbar
auch die Gesundheit in Gefahr.

So kann Teer in großen Mengen
Blutgefäße stark verengen,
welches führte öfters schon
zu einer Beinamputation.

Oder muß man ständig prusten,
wie bei eines Winters Husten,
dies jedoch zur Sommerszeit,
so ist auch das ein Raucherleid.

Und die Lunge kriegt horrende
Krebsgeschwüre ohne Ende,
solche kommen letztlich auch
zumeist vom inhalierten Rauch.

Aber wenn man das jetzt hörte
und sich an den Folgen störte,
übersieht man manchmal glatt
den Vorzug, den das Rauchen hat.

Jenen, daß die ungesunden
Zigaretten eben munden,
also, daß im Grunde sie
auch wohlbekommen irgendwie.

Und nur allzu viele Leute
dieser Vorzug schon erfreute,
wie auch ich um jeden Preis
das Rauchen zu genießen weiß.

Warum sollte ich mich grämen
oder Wirkungen verbrämen,
Folgen sind mir einerlei,
die sind halt einfach mit dabei.

Gut, es sind da schon noch Fragen,
welche weniger behagen,
etwa, ob die Lebensfrist
bei Rauchern wirklich kürzer ist.

Oder aber, ist das Leben
bei so vielen Qualen eben,
die das Rauchen mal beschert,
dann überhaupt noch lebenswert?

Denn ein Raucherfreund hat neulich
mir erzählt, es sei abscheulich,
wie er leide Tag für Tag,
daß er grad nicht mehr leben mag.

Und dann zeigte er mir einen
Lungenflügel von den seinen,
der von Teer und Nikotin
ganz schwarz im Röntgenbild erschien.

Das hat schwer mich mitgenommen
und ich fragte ganz beklommen
nach dem andren Lungenteil,
ob der denn wenigstens noch heil.

Denn ich wußte, daß bei Lungen,
die so gänzlich teerdurchdrungen,
fehlte einem dauerhaft
es an gesunder Atemkraft.

Doch der Freund begann mitnichten
mir nun Gutes zu berichten,
sei die andre Hälfte ja
schon längst entfernt und nicht mehr da.

Als ich kriegte das zu hören,
tat ich mir im innern schwören,
nie mehr hätte ich ab nun
mit dieser Raucherei zu tun.

Aber gleich besann ich meiner,
denn so gut wie ich weiß keiner,
daß das Rauchen eben doch
auch jenen Vorzug hätte noch.

Daß die tiefe Inhalierung
bei des Tabaks Konsumierung
wohlbekommt, und zwar so gut,
daß man trotz allem rauchen tut.

Scheint gar manchmal im Ergebnis
schöner als ein Betterlebnis,
wenn es gleichsam sehr gefällt,
doch keine Müh’ in Rechnung stellt.

Nur, bei solch gefreuten Klängen
darf man niemals ganz verdrängen,
manche Folgen sind extrem
beharrlich und kaum angenehm.

So nichtsdestotrotz verbliebe,
trotz der Zigarettenliebe,
bei Genuß von Rauchtabak
stets doch ein fahler Beigeschmack.

Der entsteht, wenn man sich klarmacht,
was sich einmal alles wahr macht,
beispielsweise sich schon bald
vom Rauchen ändert die Gestalt.

Tiefe Furchen im Gesichte
machen dieses dir zunichte,
deine Haut wird alt und spröd
und sich die Faltenzahl erhöht.

Dies jedoch ist noch nicht alles,
denn es gehen schlimmsten Falles
auch die Haare aus am Schopf
bis hin zum völlig kahlen Kopf.

Zu dem Ausfall mancher Strähne,
reihen sich vergilbte Zähne,
auch ist augenfällig, daß
die Raucher immer etwas blaß.

Zwar sind das nur Kleinigkeiten,
aber Rauchen hat auch Seiten,
die so furchtbar sind, so sehr,
da mag man gar nicht rauchen mehr.

Also früher, beispielsweise,
tat ich einmal eine Reise
und sie führte irgendwo
auch in ein Krankenhaus und so.

Welches sich spezialisierte
auf vom Rauchen Schwerlädierte,
und was ich dort sehen tat,
da wird mir heute noch malad’.

Diese Menschen in den Betten
täglich nahmen sie Tabletten,
daß die Qualen nicht so stark
und so ihr Leiden nicht so arg.

Manchen war es kaum zum scherzen,
denn es kamen ihre Schmerzen
von genau der Stelle dort,
wo einst ein Bein war, das jetzt fort.

Und sie zogen irre Fratzen,
denn sie konnten sich nicht kratzen,
gar dem einen die Statur
bestand aus Kopf und Torso nur.

Ohne Arme, ohne Beine,
hatte auch der Hüften keine,
und auch kein Geschlecht mehr und
auch keine Zunge mehr im Mund.

Elendig war sein Gewimmer,
und die andern zwei vom Zimmer,
stelle man sich einmal vor,
die heulten hierzu noch im Chor.

Denn die beiden gleichfalls quälte,
daß bei ihnen manches fehlte,
doch genaue Schilderung
empfände ich als Zumutung.

Dies nur, wollte man die Fetzen
aller drei zusammensetzen,
daß was Ganzes käm heraus,
es reichten nicht die Teile aus.

Aber alle diese Sachen
konnten nie mich mürbe machen,
ja beim Rauchen bin ich stur
und sehe nicht das Schlechte nur.

Weil ich auch den Vorzug kenne,
den ich einmal mehr benenne:
„Liebe Leute, also wißt’s,
das Rauchen schmeckt, jawohl, so ist’s!“



Tristan Tretmühls untreue Ehefrau


Tristan Tretmühl jeden Tag
gar löblich auf die Arbeit geht,
wo ohne Jammern, ohne Klag’
er stundenlang am Fließband steht.

Dort verdient er jenes Geld,
das seine Frau des Tags verbraucht,
wenn sie per Katalog bestellt
und dabei reichlich trinkt und raucht.

Dann, wenn er nach Arbeitsend’
schwer abgeschafft nach Hause fährt,
in ihm die Lust nach Sex entbrennt,
jedoch die Frau ihn nicht begehrt.

So ergibt sich jedes mal
das gleiche Bild, am Abend spät
erfolgt ein Bettgeh’ritual,
nur ohne Sexualität.

Tristan Tretmühl ist daher
aus rein libidinöser Sicht
nur unbefriedigt all zu sehr,
doch klagen hört man diesen nicht.

„Sicher“, denkt er sich recht oft,
„ich könnte, wenn ich wollte, schon
mir gönnen, was ein Mann erhofft,
es gibt doch Prostitution.“

Aber stets besinnt er sich:
„Es ist doch keine Lösung das,
ich will dem Schicksal fügen mich
und treu sein, eben ohne Spaß.“

Scheinbar gänzlich ihm entgeht,
was seine Frau so alles treibt,
wenn er des Tags am Fließband steht
und seine Frau daheim verbleibt.

Geht er morgens außer Haus,
kaum daß die Türe springt ins Schloß,
läuft sie ins Bad und zieht sich aus
und wird zum reinsten Sexgeschoß.

Rote Lippen, Bräunungscreme,
in jedes Ohr ein Ring gehängt,
und völlig nackt, so ist’s genehm
den Herren, die sie dann empfängt.

Bald schon eilt herbei geschwind
der Mann, der mit der Post rumgeht,
und seine Runde stets beginnt,
dort wo das Haus von Tretmühls steht.

Hiernach kommt, es hat sich das
so mit der Zeit schon eingespielt,
der Klempner, dann der Mann vom Gas,
und dann der Nachbar, welcher schielt.

Der, der humpelt, wohldurchdacht,
kommt nachmittags erst, weil zuvor
Frau Tretmühl eine Pause macht,
und legt ein bißchen sich aufs Ohr.

Ausgeruht empfängt sie dann,
den Nachbar ‘Zwo’, wie schon gesagt,
und wenn der will und nochmal kann,
darf bitte er sooft’s behagt.

Auch geht Oberschüler Hans
nach Schulschluß nicht gleich heim, oh nein,
er ist schon reif, er braucht’s und kann’s,
so schaut auch er tagtäglich rein.

Nachmittags, so gegen vier,
ist eine Kaffeerunde da,
und Thema Nummer eins ist hier,
daß Männer fremdgehn unleugbar.

Dann, am Abend, klingelt es,
Frau Tretmühl öffnet, wer steht dort?
Es ist ihr Mann, der Tags indes
geschuftet hat in einem fort.

Nachts dann hofft er noch und fragt,
ob sie nicht mit ihm schlafen will,
doch seine Frau ihm da nur sagt:
„Nein, ich will nicht. Und jetzt sei still.“



Steffen Störfalls unglaubliches Tagebuch


Sonntag:

Liebes Tagebuch, gestatte
mir ein Schimpfwort, denn ich hatte
heute einen Tag, Gott weiß,
der war für mich der letzte Scheiß.

Also, erst mal hüpfte ich
beim Aufstehn abenteuerlich
vom Hochbett, und, als Morgengruß,
verstauchte ich mir gleich den Fuß.

Kam ich, um Kaffee zu kochen,
in der Küche angekrochen,
war, das ärgerte mich sehr,
die Kaffeepulverpackung leer.

Schaute ich im Kühlschrank nach,
wo ich mir noch ne Milch versprach,
doch wollte, weil schon abgelaufen,
die nicht mal mein Hund mehr saufen.

Wären heut die Läden offen,
dachte ich, könnt ich noch hoffen,
daß sich Geld noch finden sollte,
womit ich was kaufen wollte.

Aber heut war Sonntagsruh,
da hatten die Geschäfte zu,
doch war das eh unint’ressant,
da sich ja doch kein Geld mehr fand.

Roch es plötzlich ziemlich strenge
so nach Kot-Urin-Gemenge,
ich vergaß wohl aus Versehn
mit meinem Hund das Gassi gehn.

Schippte ich den ganzen Dreck
grad durch das off’ne Fenster weg,
und unter diesem, haargenau,
stand meines Nachbarn Ehefrau.

Ich bemerkte, was ich tat,
doch als ich um Verzeihung bat,
hat sie sogleich mir angedroht,
sie käm gleich rauf und schlüg mich tot.

Sich mit der Frau gut zu tun
war immer schon ne Kunst, und nun
wird das Verhältnis sicherlich
nicht besser werden, denke ich.

Liebes Tagebuch, glaub mir,
was ich nun anvertraue dir,
ich hab die Nas gestrichen voll,
ich mach bald Schluß mit mir, jawoll.



Montag:

Liebes Tagebuch, erlaube
mir ein Schimpfwort, denn ich glaube,
es allein sagt mit Geschmacke
wie mein Tag war, nämlich Kacke.

Erst lag ich, als ich erwachte,
neben meinem Bett und dachte:
Gestern abend war ich doch
da oben in dem Hochbett noch!

Dann bemerkte ich mit Schrecken,
einen großen, blauen Flecken,
den ich mir wohl zugezogen,
als ich aus dem Bett geflogen.

Gleich, wie ich die Uhrzeit sah,
war schon der nächste Ärger da,
ich hab verschlafen, merkte ich,
wenn das mal gut geht hoffentlich.

Doch mein Chef, der kennt da nix,
der schmiß mich aus der Firma fix,
das war für mich ein harter Schlag
an meinem ersten Arbeitstag.

Um den Frust mir wegzusaufen,
wollt ich mir ein Six-Pack kaufen,
merkte ich erst an der Kasse,
hab ja gar kein Geld, na Klasse!

Ging ich wieder meilenweit,
zur allgemeinen Heiterkeit,
bis zu dem Bierregal zurück,
doch hatt ich heut so gar kein Glück.

Rutschte aus mit meinem Bier,
warum passiert das immer mir,
und alle Flaschen, die zerkrachten,
und die Leute alle lachten.

Endlich aus dem Laden raus,
da lief ich dann zu Fuß nach Haus,
sprang doch mein Auto nicht mehr an,
und wieder grinste jedermann.

Liebes Tagebuch, sag nun,
was bitteschön soll ich nur tun?
Die Lebenslast bedrückt mich schwer,
ich kann nicht und ich will nicht mehr.



Dienstag:

Liebes Tagebuch verzeih
ein Schimpfwort mir, wenns geht auch zwei,
der Tag war Dreck, ich sag es kurz,
ich fühl mich wie der letzte Furz.

Heut begann mein Lebenskrieg
sowie ich aus dem Hochbett stieg,
ich war schlaftrunken noch und schlapp,
und glitt an einer Sprosse ab.

Plumpste ich am Boden feste
gradwegs in die Überreste
von dem Glas, das, so ein Mist,
mir dort mal hingefallen ist.

Wie’s nun jeder wohl vermutet,
tat das weh und hat geblutet,
und, kaum daß ich hingeschaut,
war schon der Teppich eingesaut.

Als ich mich zum Bad hin trollte,
wo ich mich verbinden wollte,
fiel ich übern Hund und der,
der knurrte und ich fluchte schwer.

Wie ich grade ausgeflucht
und das Verbandszeug hab gesucht,
erlosch das Licht und überall
war eine Stunde Stromausfall.

Stand im Dunkeln rum im Klo
und fragte mich nur noch: Wieso?
Ich mein: Wieso trifft eigentlich,
wenn was passiert, es immer mich?

Ich war nervlich ganz schön fertig,
fühlte mich so minderwertig,
und wer hat schon früh um sechse
Minderwertigkeitskomplexe?

Liebes Tagebuch, nunmehr
das Leben quält mich gar zu sehr,
ich schreib dir hier mein Abgesang,
zwar gibts mich noch, doch nicht mehr lang.



Mittwoch:

Liebes Tagebuch, laß du
ein Schimpfwort mir zu äußern zu,
denn heut war, ja ich sag es barsch,
mein Tag mal wieder grad fürn Arsch.

Als mein Hund des Nachts gebellt,
bin ich vom Hochbett hochgeschnellt,
und fühlte mich entsprechend mies,
als ich mich an der Decke stieß.

Ich war mitten in der Nacht
nun also ungewollt erwacht,
und wieder schlafen konnt ich nicht,
denn plötzlich plagte mich die Gicht.

Müde war ich und der Tag
ward so für mich zur reinsten Plag,
in meiner Dusche gings schon los,
da wusch ich mich samt Hemd und Hos.

Als ich das bemerkte, so
nach ner Minute, oder zwo,
warf ich voll Wut mit Absicht mein
benäßtes Zeug ins Hochbett rein.

Heute Nacht, da kann ich nun
wohl kaum im feuchten Bette ruhn,
so holt im Keller zum Ersatze
ich ne alte Luftmatratze.

Pumpte ich mit prallen Backen,
Luft hinein und tat mich placken,
es war wirkungslos jedoch,
denn die Matratze war mit Loch.

Wollt ich in den Schuppen gehen,
mich nach Flickzeug umzusehen,
hab ich nach dem Rad geschaut,
da hat das jemand mir geklaut.

Komm ich schwer enttäuscht fürwahr
zurück zum Loch, was seh ich da?
Als all die Luft entwich hinaus,
kam auch so weißes Pulver raus.

Setzte sich, jetzt kommts noch schlimmer,
nieder im gesamten Zimmer,
insbesond’re auch im Bett,
wo’s naß war, und das babbte nett.

Liebes Tagebuch, daran
daß ich noch in dich schreiben kann,
siehst du, daß ich noch leben tu,
nur aber nicht mehr lange, du!



Donnerstag:

Liebes Tagebuch, erneut
ein Schimpfwort, wenn ich darf, wo heut
ich allem Schicksal wollte trotzen
und jetzt könnt ich nur noch kotzen.

Ich erwachte und war drauß’
in meinem kleinen Gartenhaus,
denn ob des Pulvers war mein Bett,
das Hochbett, nicht so recht adrett.

Bald schon merkte ich, ich pruste,
niese schwer herum und huste,
war wohl doch ein bißchen kalt
für so nen Außenaufenthalt.

Ging zum Arzt dann und der meinte,
daß sich einiges vereinte,
Grippe, schrieb er aufs Attest,
sowie die Masern, Aids und Pest.

Ich befragte ihn um Rat,
wobei ich Ehrlichkeit erbat,
und ohne, daß er was verbräme,
wie man all das wegbekäme.

Da sprach er mit leiser Stimme:
Ihre Krankheiten sind schlimme,
was denn heißt, genau genommen,
daß Sie in den Himmel kommen.

Lief ich heim entschwund’nen Mutes.
Was tu ich mir schnell noch Gutes,
eh ich in mein Hochbett krieche
und dann aus dem Leben sieche?

Hunger hatte ich, sehr großen,
doch nur Nudeln ohne Soßen,
auch fand alten Sekt ich noch,
der aber schon recht sauer roch.

Nein, das ist kein Abgang nicht,
so schließ ich also mein Bericht,
und leg mich jetzt ins Bett und dann
fang ich zu onanieren an.

Dies, mein Tagebuch, beschreib ich
aber nicht mehr, denn dann bleib ich
glücklich liegen und kann da
erst morgen sagen, wie es war.



In der Abendzeitung stand:

Steffen Störfall, er starb heute,
so der Arzt, der ihn betreute,
wie sich’s ihm der Anschein bot
im Stillen den Sekundentod.

Wollt sich wohl, so wurd bekannt,
befriedigen mit seiner Hand,
nur war ihm das wohl kaum ergötzlich,
so der Arzt, weil Störfall plötzlich
mit der rechten Hand am Glied
kurz vor dem Höhepunkt verschied.



Nachbarn


Ich erzähl euch heut und hier
von Nachbarn, die sich wie Getier
um jede Kleinigkeit gestritten,
so, daß beide drunter litten.

Das Gezanke wurde immer
häufiger und immer schlimmer,
meist am Gartenzaun, da dort
für solches wohl der beste Ort.

Bald schon stritt man sich unsäglich
an besagtem Zaune täglich,
bis es letztlich dazu kam,
daß es ein böses Ende nahm.

Angefangen hats, als einer
festgestellt hat, daß ein kleiner
Apfelbaum des andern über
seinen Zaun hing etwas drüber.

Also er an Nachbars Türen
klopfte, um zu reklamieren,
daß ein Apfelbaum geringe
über seinem Garten hinge.

Dieser Baum, so schimpfte er,
der müsse fort, denn dort, wo der
die Grundstücksgrenze überschreite,
wüchse was auf seine Seite.

Was schon sei so schlimm daran,
erwiderte der Nachbar dann.
So schlimm sei, daß dem Erdbeerbeet
zum Teil das Sonnenlicht abgeht.

Es sei sicher, daß die Beeren
bei mehr Licht auch größer wären.
Doch der Nachbar fand das nicht
und also ging man vor Gericht.

Als der Richter las die Klage,
hatte er nur eine Frage:
„Warum stiehlt man mir die Zeit
mit Dingen solcher Nichtigkeit?

Streitpunkt ist, man glaubt es kaum,
des Angeklagten Apfelbaum,
der Klägers Erdbeern, unerhört,
bei ihrer Erdbeerwerdung stört!“

„Ja, Herr Richter, Sie gestatten,
dieser Apfelbaum wirft Schatten
und das Sonnenlicht bestimmt
die Größe, die die Frucht annimmt.“

„Nun, Herr Kläger, offenbar“,
jetzt sprach der Richter, „ist es wahr,
daß Erdbeerns Größe hängt gar strenge
ab von dieser Sonnenmenge.

Doch noch mehr hängt Äpfels Größe
davon ab, seins’ mir nicht böse,
ob denn überhaupt es einen
Apfelbaum gibt oder keinen.“

... Da er den Prozeß verloren,
hat der Kläger sich geschworen,
käm der Nachbar in den Garten,
wollte er schon auf ihn warten.

Würde ihn dann provozieren
und mit Flüchen bombardieren,
doch kaum dort, wie das so geht,
fiel promt ein Apfel in sein Beet.

Wo es diesem sollte glücken,
eine Erdbeer zu zerdrücken,
draufhin schrie er voll Verdruß:
„Jetzt reicht es aber, jetzt ist Schluß!“

Als der Nachbar durchs Gekreische
kam herausgestürzt sogleich, äh,
da bekam er den gewissen
Apfel an den Kopf geschmissen.

Das ließ der sich nicht gefallen.
Vollgepackt mit seinen allen
Werkzeugen und Küchenkram
er schnellstens zu dem Zaune kam.

Drüben, daß ihr nichts versäumt,
hat man den Schuppen ausgeräumt.
Geräte wurden ohne Maßen
hingestapelt auf dem Rasen.

„So, jetzt kann der Krieg beginnen“,
dachten beide, doch nur binnen
eines Atemzugs, au wei,
da war der ganze Spuk vorbei.

Das kam so, da hat der eine
mit der Kettensäge seine
Wut gestillt, indem am Zaun
er Nachbars Kopf hat abgehaun.

Der hob noch den Toaster aus
allein dem Rückenmark heraus
sich übern - (Kopf, wollt ich schon sagen)
und hat seinen Feind erschlagen.

Welch ein Schauspiel tat sich da
für meine Augen auf fürwahr,
doch jetzt ist fertig mit Gerangel
wegen Hauptdarstellermangel.



Homosexuell


Ich erzähl euch heut und hier
von einem Freund, der hatte mir
einst anvertraut, daß seine Lieb’
ihn stets zu andren Männern trieb.

Eines Tages traf er dann
ganz unerwartet einen Mann,
von dem er dachte, er sei der,
mit dem er gern zusammen wär.

Groß war dieser, klug und nett,
und sicher auch ganz gut im Bett,
und nicht einmal der klitzekleinste
Laster war zu sehn, die reinste
Ansammlung an zauberhaften,
liebenswerten Eigenschaften.

Und er schwärmte: „Diesen einen
möcht ich haben und sonst keinen!“

Doch das Glück bleibt aus, stets wenn
nur einer sich verguckt hat, denn
die Liebesangelegenheit
bedarf der Gegenseitigkeit.

Und er konnte schwerlich hoffen,
daß der, den er angetroffen,
ebenfalls auf Männer stand,
daher entschloß er kurzerhand,
sich in ein Mädchen zu verwandeln,
um dann mit ihm anzubandeln.

Dazu mußte erstmal ein
Geschlechtsumwandlungseingriff sein.

Hiernach ging er einen Haufen
Rüstzeug ‘für die Frau’ zu kaufen:
Absatzschuhe, Hut mit Feder,
Handtasche aus Büffelleder,
etwas Puder für die Backe,
Lippenstifte, Nagellacke,
einen Haarreif und zudem
noch Binden und Enthaarungscreme.

Dann, zu Haus, wollt er mit allen
Mitteln jenem Mann gefallen,
und so ging das Eingesalbe
eine Stunde und ne halbe.

Als er nach der Prozedur
das Bad verließ, zog an er zur
Betonung seiner Weiblichkeit
ein wunderschönes Sommerkleid,
vom Federhut bis zu den Schuhn
war er statt Mann ein Mädchen nun.

Voller Anmut lief ‘sie’ ihm
entgegen und ward gleich intim:
„Ich liebe dich, und zwar so sehr,
daß ohne dich ich nimmermehr
könnt leben wollen, so sag an,
wie ich es denn erreichen kann,
daß du mich gleichermaßen liebst
und bis zum Tode bei mir bliebst.“

Sprach der große, kluge, nette
Mann, der sicher gut im Bette:
„Liebes Fräulein“, sprach er da,
„es war noch nie, daß es geschah,
daß ich erblickte eine Maid
von solcher Liebenswürdigkeit,
auch war es nie, daß eine Dame
auf so herrlich wundersame
Art mein Leben hat betreten
und um meine Hand gebeten.

Wär da nicht bei mir die eine
Eigenschaft, die ganz alleine
Grund ist, daß, wenn ich dich sollte
lieben, ich das gar nicht wollte.

Freilich könnt ich tun, als wären
Leidenschaft und Leib-Begehren,
doch wärs schlimm, wenn ich verstell,
was eigentlich mein Naturell,
die Liebe käm aus falscher Quell,
so sag ich dir’s nun auf der Stell’,
der, den du liebst, der munt’re G’sell,
ist nämlich ...“



Vogel-Gevögel


Es war mal eine Meise,
die sang so schrecklich leise.
Da kam ein Männchen wohlgebaut,
der machte sie zu seiner Braut
und seither singt sie laut.

Es war einmal ein Reiher,
der hatte dicke Eier.
Da kam ein Tag, da machte er
so hundertmal Geschlechtsverkehr
und seither geht nichts mehr.

Es war einmal Herr Taube,
der wollt unter die Haube.
Doch schon beim ersten Frauenzimmer
floh er ob dem Rumgewimmer
’nd seither will er nimmer.

Es war einmal ein Huhn,
das wollt es heimlich tun.
Doch man vernahm, ich sag es euch,
im ganzen Ort sein Stöhngeräusch
und seither ist es keusch.

Es war einmal ein Rabe
mit einer seltnen Gabe.
Die Frauen merkten, dieser Mann
es stundenlang dir machen kann
und seither stehn sie an.

Es war einmal ein Spatz
mit offnem Hosenlatz.
Man fragte ihn: Seit wann hast du
auf deinem Piephahn ein Tattoo?
Und seither macht er’n zu.

Es war mal eine Ente,
die kriegte keine Rente.
Da ging sie an den Ententeich
und triebs für Geld mit jedem gleich
und seither ist sie reich.

Es war einmal ein Schwan,
der war sehr nymphoman.
Da hat er schnell und unbedacht
beim ersten mal ein Kind gemacht
und seither gibt er acht.

Es war mal eine Lerche,
die trieb es in der Kerche.
Der Pfarrer schimpfte: „Ei der Daus!“
und schmiß sie aus dem Gotteshaus
und seither macht sie’s drauß’.

Es war einmal Herr Schwalbe,
der trank am Tag zehn Halbe.
Doch durch den Wanst gabs ungemein
Probleme beim Zusammensein
und seither trinkt er Wein.

Es war mal eine Pute,
die roch als streng, die Gute.
Da wollte was von ihr ein kesser
Universitätsprofessor
’nd seither riecht sie besser.

Es war einmal ein Ara,
ein fauler Hund, das wara [war er].
Doch dann kam ihm zu Ohren, daß
mit Geld im Puff man hätt viel Spaß
und seither schafft er was.

Es war mal eine Eule,
die hatte eine Beule.
In einer Sado-Maso-Nacht
ist sie samt Ast vom Baum gekracht
und seither macht sie’s sacht.

Es war ein Papagei,
der wollt der Frauen zwei.
Er sprach, er sei ein Gigolo,
die bräuchten immer mal so zwo
und ist seither so-lo.

Es war Frau Eichelhäh’r,
im Bett da lief nichts mehr.
Denn stets geschahs, daß wenn sie will, do
war er fort, ihr lieber Gildo
’nd seither nimmt sie’n Dildo.

Es war einmal ein Finke,
der hatte Pinke-Pinke.
Mit Geld ersetzte er den Charme,
für ein Jahr war er Frauenschwarm
und seither ist er arm.

Es war einmal ein Sänger
der reinste Fremdegänger.
Dann wollt für solche Abenteuer
unser Staat ne Fremdgeh-Steuer
’nd seither ist er treuer.

Es war mal Frau Fasan,
die sang gar schön Sopran.
Sie hat sich einen angelallt,
der hat sie tüchtig durchgeknallt
und seither singt sie Alt.

Es war ein Gugelhupf
mit winz’gem Unterschlupf.
Er hörte, man darf so oft ran,
wie Junge man versorgen kann
und seither baut er an.

Es war mal eine Dohle
die hatte niemals Kohle.
Da hat sie einst im Weizenfeld
dem reichsten Männchen nachgestellt
und seither hat sie Geld.

Es war einmal ein Star
im Bett ganz unbrauchbar.
Die Frau sprach: Ich hätt gerne mehr
als bloßen Flüssigkeits-Transfer,
und seither übt er schwer.

Es war einmal Frau Specht,
der wars mit jedem recht.
Da kam ein riesengroßer Strauß,
die Nummer war der reinste Graus
und seither wählt sie aus.

Es war mal ein Pirol,
der trank oft Alkohol.
Da ist sein Ding, ganz rätselhaft,
stets vor dem Höhepunkt erschlafft
und seither trinkt er Saft.

Es war mal eine Wachtel,
die war ne alte Schachtel.
Sie wollts nicht mehr, da ging mit ihr
der Ehemann zum Juwelier
und seither lief es wia [wieder].

Es war einmal ein Zeisig
im Bett besonders fleißig.
Er hat selbst alt und schwer ergraut
sich noch ne Nummer zugetraut
und seither ist er daut [tot].



Betthupferl


Also denn, euch allen eine
Gute Nacht und viele kleine
süßen Träume, und daß immer
ihr euch gern habt und euch nimmer
zankt, und daß euch alle Sorgen
schnell verfliegen und es morgen
schönes Wetter gibt und alle
fröhlich sind, und daß erschalle
Vogelsang und ihr euch freuet
auf die Welt und ihr nicht scheuet,
euch zu lieben, und daß jeder
glücklich ist, und daß euch weder
Leid noch Not erfährt und einsam
keiner sein muß und gemeinsam
Mensch wie Tier durchs Leben schreiten
bis in alle Ewigkeiten.

Gute Nacht.